Wollen Sie das wirklich essen?

von Douglas S. Winnail

Warum hat Gott verboten, manche Tiere zu essen?
Sollten wir heute noch diesen Anweisungen folgen?

     Die Speisevorschriften über „reines" und „unreines" Fleisch zählen wohl mit zu den einzigartigsten und seltsamsten Anweisungen, die wir in der Bibel finden. Über Tausende von Jahren waren diese Gesetze ein herausragendes Erkennungsmerkmal, das Gottes Volk von der Welt abgrenzte (3. Mose 20, 25-26). Dann waren dieselben Anweisungen Jahrhunderte lang eine Quelle für Kontroversen und Verwirrung unter den verschiedenen religiösen Gruppierungen, die alle für sich beanspruchten, ihren Glauben dem gleichen Buch entnommen zu haben – der Bibel.
     Manche gewannen den Eindruck, dass „diese Gesetze den Willen Gottes ausdrücken" und als solche weise, vernünftige und vorteilhafte Speisevorschriften seien, die „Gottes Fürsorge für die Gesundheit seines Volkes" offenbaren (Expositor’s Bible Commentary, „Introduction To Leviticus", 1990). Dieser Schwerpunkt auf dem Gesundheitsaspekt der Speisegesetze wurde durch „Maimonides herausgestellt, den großen jüdischen Philosophen des Mittelalters in Spanien und durch andere bekannte Gelehrte" (Illustrated Bible Dictionary, 1980).
     Andere Theologen hingegen haben die Speisevorschriften im 3. Buch Mose offen als bedeutungslose, abstoßende, willkürliche und irrationale Ideen bezeichnet, die durch primitiven Aberglauben entstanden seien – nicht durch den Willen Gottes. Diese Theologen haben vollmundig erklärt: es gibt keine logische Erklärung für viele dieser Vorschriften – dass also die Erhaltung der Gesundheit sicher nicht der Sinn gewesen sein kann; dass es Zeitverschwendung ist, wenn ein Christ diese Passagen der Bibel studiert. Sie stellten die Frage: „Was hat all diesmit Religion zu tun?" (Interpreter’s Bible, „Leviticus 11-15", 1953). Manche haben sogar erklärt: „Die Texteerheben nicht den Anspruch, dass Gesundheit ein Faktorist, auch wenn Hygiene möglicherweise ein Nebeneffekt war" (Expositor’s Bible Commentary, 1990, Seite 526).
     Doch Gott sagte, seine Gesetze würden zu unserem Wohl beitragen und unser Leben verlängern (5. Mose 5, 29.33; 10, 13). Seine Speisevorschriften waren nicht willkürlich. Ihr Sinn war es, zu unserem Wohl zu dienen. Wenn das der Fall war, warum sollte Gott dann später eine Neues Testament inspirieren, das angeblich zeigt, dass „Christus alle levitischen Regulationen über unreines Fleisch und andere Praktiken widerrufen hat" (Illustrated Bible Dictionary)? Warum sollte ein weiser und allwissender Schöpfer sich so widersprüchlich verhalten?
     Wenn Sie sich je über solche Fragen Gedanken gemacht haben, ist es vielleicht an der Zeit, dass Sie sich mit dem Thema befassen um selbst entscheiden zu können, was die Wahrheit in dieser Frage ist. Der Gott der Bibel gibt uns die Herausforderung: „Prüft aber alles, und das Gute behaltet" (1. Thessalonicher 5, 21). Die Antworten könnten Ihr Leben verändern und Ihre Gesundheit positiv beeinflussen!
     Die Bibel selbst offenbart einige wichtige Gründe für die Speisevorschriften. Im 2. Buch Mose erfahren wir, dass Gott die Nation Israel zu einem besonderen Zweck ausgewählt hatte (2. Mose 19, 5-6). Interessanterweise dienten die Speisevorschriften dazu, die Israeliten von anderen Nationen zu unterscheiden. Warum? Gott sagte zu Mose: „Ich bin der Herr, euer Gott, der euch von den Völkern abgesondert hat, dass ihr auch absondern sollt das reine Vieh vom unreinen. Darum sollt ihr mir heilig sein, denn ich, der Herr, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, dass ihr mein wäret" (3. Mose 20, 24-26).
     Gott wählte Israel zu dem Zweck aus, eine Modellnation – ein Licht und Vorbild für die Welt zu sein. „So haltet sienun und tut sie! Denn dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern, dass, wenn sie alle diese Gebote hören, sie sagen müssen: Ei, was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk! Denn wo ist so ein herrliches Volk, dem ein Gott so nahe ist wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein großes Volk, das so gerechte Ordnungen und Gebote hat wie dies ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?" (5. Mose 4, 6-8).
     Gott sonderte Israel von anderen Nationen ab, damit die Ergebnisse seines Gesetzes von anderen Völkern deutlich gesehen werden könnten, die von den Vorzügen der gerechten Wege Gottes zu ihm hingezogen werden würden. „Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden" (Sprüche 3, 1-2). Gottes Absicht war es, dass andere Nationen dem Vorbild der Israeliten folgen wollen würden, weil sie sähen, welche Weisheit und Freude es ist, nach Gottes Anweisungen zu leben – was sowohl körperliches Wohlergehen als auch Freiheit von Krankheiten bewirken sollte (5. Mose 4, 40; 7, 12-15)!
     Die Speisevorschriften dienten auch dazu, mit den Ressourcen der Umwelt weise und effizient umzugehen, die Gott der Menschheit anvertraut hatte. Die Anweisungen über „reine" und „unreine" Speisen sind wichtig im Bezug auf die Erfüllung des Auftrags, der in 1. Mose 1, 28 und 1. Mose 2, 15 gegeben wurde, die Erde zu „bebauen und zu bewahren". Um die Speisevorschriften richtig zu verstehen, müssen sie im Zusammenhang mit dem Zweck Gottes für die Menschheit betrachtet werden.

AUF dem Gras bleiben!

3. Mose 11 und 5. Mose 14 sind die Hauptpassagen in der Bibel, die sich mit diesem Thema befassen. Diese Kapitel liefern sehr genaue Informationen, die in einfach verständlichen Prinzipien zusammengefasst sind. Ein Kommentator beobachtete: „Dies waren Faustregeln, die Gott in seiner Weisheit einem Volk gab, das die Gründe für solche Maßnahmen nicht verstehen konnte" (Expositor’s Bible Commentary, Bd. 2, Seite 259). Heute zeigen die Entdeckungen der modernen Wissenschaft jedoch, wie praktisch und wichtig diese Gesetze wirklich sind.
     Beginnend in 3. Mose 11, 1-3 lesen wir: „Und der Herr redete mit Mose und Aaron und sprach: Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft unter allen Tieren auf dem Lande. Alles, was gespaltene Klauen hat, ganz durchgespalten, und wiederkäut unter den Tieren". Dies beschreibt Pflanzen fressende Säugetiere (Herbivoren), die als Ruminanten klassifiziert sind. Als Ruminant„wird ein grasendes Tier bezeichnet, das einen hoch spezialisierten Verdauungstrakt und gespaltene Hufe hat" (World Book Encyclopedia, 1995).
     Diese Tiere haben einen aus vier Kammern bestehenden Magen, der Gras, das für Menschen oder andere Säugetiere nicht essbar ist, in nährstoffreiche, hochwertige Proteinprodukte (Fleisch und Milch) umwandelt, welche die Menschen dann als Nahrungsquelle nutzen können. Beispiele solcher reiner Tiere wären alle Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche, Bisons, Elche, Antilopen, Gazellen, Rentiere und Giraffen. Diese alle sind Pflanzenfresser, die ihre Nahrung durch Grasen oder über das Fressen von Pflanzen auf Grasland beziehen.
     Vom Standpunkt eines weisen Umweltmanagements machen diese Richtlinien sehr viel Sinn. Weite Gebiete der Erde enthalten Buschvegetation (Savanne, Prärie, Pampa, usw.), und werden oft als Grenzregionen bezeichnet, weil es dort nicht genügend Niederschlag gibt, um Landwirtschaft zur Erzeugung von Getreide (Mais oder Weizen) zu ermöglichen. „Die einzige Möglichkeit, die Millionen Hektar Buschland für Menschen nutzbar zu machen, erfolgt durch Ruminanten" (Dairy Council Digest, Jan.-Feb. 1973). Tiere, die sich von Gras ernähren, produzieren auch ein Fleisch, das einen niedrigeren Fettgehalt besitzt, als Tiere, die mit Getreide gefüttert werden – was inzwischen als Vorteil für die Gesundheit erkannt wurde. Tiere für die Fleischproduktion mit Gras und anderen Pflanzen zu ernähren, ist auch wesentlich ökonomischer.
     Die reinen Tiere, die Gott seiner Modellnation zum Essen gegeben hat – ausgewiesen als Paarhufer und Wiederkäuer – waren dazu geschaffen, auf wirtschaftlich und ökologisch vernünftige Weise nahrhafte Speise zu liefern. Diese Richtlinien wurden lange vor dem bekannt werden von wissenschaftlichen Forschungen über Ökologie, Ökonomie und Ernährung offenbart. Dies war einer der Vorzüge, die Gott der Welt durch das Vorbild des alten Israel zeigen wollte.

Kein Speck bitte!

     Die Speisevorschriften über Wiederkäuer verbieten ebenfalls den Verzehr von allen Fleischfressern und Allesfressern unter den Tieren – und das aus erkennbarem Grund. Gott erschuf reine Tiere, um Nahrung und tierische Nebenprodukte für den Menschen zu liefern. Und er schuf Tiere, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, zu anderen Zwecken. Fleischfresser wie Raubtiere spielen eine wichtige Rolle bei der Populationskontrolle anderer Tiere. Zum Beispiel kontrollieren Wölfe und Pumas, die sich von Rentierherden ernähren, nicht nur deren Anzahl, sondern helfen auch, die Herde gesund zu erhalten, indem sie ältere, kranke und schwache Tiere aussortieren. Das ist ein weiterer Grund, warum wir keine Fleischfresser verzehren sollten: Sie könnten kranke Tiere gefressen haben und diese Krankheiten auf den Menschen übertragen.
     Das Schwein wird speziell als unreines Tier und als für den menschlichen Verzehr ungeeignet genannt (3. Mose 11, 7-8; 5. Mose 14, 8). Während manche Theologen erklärt haben, „wir wissen nicht, weshalb es verboten wurde, Schwein zu essen" (Interpreter’s Bible), finden andere Autoren einige logische Gründe im Hinblick auf Ökologie, Ökonomie, Ernährung und Gesundheit.
     In der Wildnis sind Schweine oft nachtaktive Tiere die nach Nahrung graben. Ihre nächtlichen Ernährungsgewohnheiten sollten ihren Kontakt zu den Menschen auf ein Minimum beschränken. Hausschweine hingegen wurden über Jahrhunderte hinweg zur Abfallbeseitigung in der Nähe von menschlichen Siedlungen benutzt. Einen Allesfresser um sich zu haben, der schnell an Gewicht zulegen kann, indem er alles frisst von Müll über Aas bis hin zu menschlichen Exkrementen – und der später geschlachtet und zur Ernährung verwendet werden konnte – schien vielen Menschen eine sehr praktische Kombination zu sein. Aber ist das der Fall?
     Heute wird domestizierten Schweinen „eine Nahrung vorgesetzt, die hauptsächlich aus Mais und Getreide besteht" (New Standard Encyclopedia, 1993). Als Nicht-Wiederkäuer mit einem Magen der dem des Menschen ähnlich ist, ist es Schweinen nicht möglich, mit Gras als Nahrung zu überleben. Sie sind daher ökologische Rivalen des Menschen für dieselben Nahrungsmittel (wie Weizen, Mais und Gerste). In Amerika werden etwa 20 Prozent der Maisernte an Schweine verfüttert.
     Grundsätzlich essen Schweine die gleichen Nahrungsmittel wie der Mensch. Dies ist kein sinnvoller Einsatz von natürlichen Ressourcen in einer Welt, in der die Bevölkerung explodiert und unsere Möglichkeiten sprengt, Nahrungsmittel zu produzieren. Wahrscheinlich ist dies ein weiterer Grund, warum Gott nicht will, dass wir Schweine essen. Er sah voraus, dass die großen Schweineherden das lebenswichtige Getreide fressen würden und es so den armen Menschen vorenthalten bliebe!
     Jesus Christus selbst schien es nicht unangemessen zu sein, zu erlauben, dass durch ein Ereignis eine kommerziell gezüchtete Herde von Schweinen getötet wurde! „Es war aber dort auf dem Berg eine große Herde Säue auf der Weide. Und siebaten ihn, dass er ihnen erlaube, in die Säue zu fahren. Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die bösen Geister von dem Menschen aus und fuhren in die Säue; und die Herde stürmte den Abhang hinunter in den See und ersoff" (Lukas 8, 32-33). Hätte Jesus die Vernichtung wertvollen Besitzes eines anderen durch Sorglosigkeit oder Unfall ohne Grund gestattet?

Essen wir keine Würmer!

     Eine der schlimmsten Krankheiten, die durch Schweine und andere unreine Tiere übertragen wird, ist die Trichinose. Sie wird durch kleine, parasitäre Fadenwürmer, genannt Trichinen, verursacht, die in das Muskelgewebe von Menschen und Tieren eindringen. Die Krankheit hat inzwischen epidemische Ausmaße angenommen und betrifft bereits 1 Prozent der Weltbevölkerung – fast 60 Millionen Menschen (Gerald Tortora, Microbiology, 5. Auflage, 1995). Dies überrascht nicht, wenn man weiß, dass „Menschen auf der ganzen Welt mehr Schweinefleisch essen, als alle anderen Fleischarten" (World Book Encyclopedia, 1995). Amerikaner verzehren pro Kopf und Jahr etwa 30 Kilogramm. Man sollte jedoch beachten, dass inzwischen viele Fleischfresser und Allesfresser mit dem Parasiten Trichinella spiralis infiziert sind. Bärenfleisch, Walross und Wildschwein sind inzwischen zu signifikanten Infektionsquellen für den Menschen geworden (Baron, Medial Microbiology, 1993). Man könnte dieser Liste auch Eichhörnchen, Ratten, Katzen, Hunde, Hasen, Füchse, Pferde und das Fleisch von Meeressäugern hinzufügen (Nestor, Microbiology, 1995; Benenson, Control of Communicable Diseases in Man, 12. Auflage, 1975). Es ist wohl kaum ein Zufall, dass Gott den Verzehr dieser Tiere durch seine offenbarten Speisevorschriften verboten hat.
     Bandwürmer, von denen etwa 3 Prozent der Weltbevölkerung befallen sind (etwa 180 Millionen Menschen), stellen ein weiteres ernsthaftes Gesundheitsproblem dar, das auftritt, wo Schweinefleisch gegessen wird (Tortora). Obwohl auch Rindfleisch und Fisch Bandwürmer enthalten kann, die sich im menschlichen Verdauungstrakt festsetzen und Unwohlsein verursachen können, ist der Schweinebandwurm wesentlich gefährlicher. Die Larven des Schweineparasiten können, wenn sie erst einmal im menschlichen Darm sind, durch das Gewebe hindurch bis in Herz, Augen und Gehirn gelangen – und sogar den Tod verursachen (Morello, Microbiology in Patient Care, 5. Auflage, 1994). Im Bezug auf den Schweinebandwurm heißt es: „Die höchsten Infektionsraten finden sich in Ländern mit niedrigerem Hygieneniveau und wo Schweinefleisch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung ist, wie in Mexiko, Lateinamerika, Spanien, Portugal, Afrika, Indien, Südostasien und China" (Baron, Medical Microbiology, 1994).
     Obwohl die allgemeine Empfehlung zum Vermeiden von Parasiteninfektion durch Schweinefleisch und andere unreine Fleischsorten ist, das Fleisch gut durchzubraten, ist der effektivste Weg, diese Erkrankungen zu vermeiden, dass man unreine Tiere, die keine durchgespaltenen Hufe haben und keine Wiederkäuer sind, gar nicht erst isst – wie Gott Mose und die Israeliten vor 3500 Jahren angewiesen hat. Wenn nur dieser Aspekt der biblischen Speisevorschriften heute eingehalten werden würde, ließen sich die parasitären Erkrankungen auf der Welt innerhalb einer Generation drastisch reduzieren!